Gott

von Ferdinand von Schirach
Länge 2 h, 15 min, inkl. Pause
Wie wollen wir leben? Und wie wollen wir sterben? Der Wunsch, in vertrauter Umgebung schmerzfrei aus der Welt zu scheiden – wir alle kennen ihn. Doch wie oft geht er in Erfüllung? Was dürfen wir hoffen?
Wir wollen in Würde sterben. Aber Krankheiten, Unfälle, Kriege, Hunger, Verzweiflung – biologische oder äußere Anlässe können uns die Würde, die wir für die letzten Stunden erhoffen, nehmen.
Was aber wäre, wenn wir selbst über das Ende unseres Lebens entscheiden könnten? Können wir diese Entscheidung für uns treffen und auf Beistand hoffen? Denn wenn der Staat Sterbehilfe verbiete, so verwehre er das Recht auf selbst bestimmtes
Sterben. Am 26.02.2020 hat das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe die "geschäftsmäßige" Sterbehilfe erlaubt und den Beschwerdeführern vorerst freie Hand gegeben. Nun muss der Gesetzgeber beraten.
Ferdinand von Schirachs neues hochaktuelles Stück handelt vom Tod. Es handelt von Fragen, die menschliche Freiheit, Autonomie und Selbstbestimmung betreffen. Von Fragen, die im Spannungsfeld von Moral, Christentum und Politik seit Jahren unterschiedlich und leidenschaftlich diskutiert werden.

Inszenierung

Regie:
Kostüme:
Dramaturgie:
Premiere: 30. Oktober 2020

Rollen

Richard Gärtner:
Der Vorsitzende des Ethikrates:
Dr. Brandt, Augenärztin:
Rechtsanwalt Biegler:
Keller, Mitglied des Ethikrates:
Litten, Rechtssachverständige:
Sperling, med. Sachverständige:
Thiel, theologischer Sachverständiger:
Aus aktuellem Anlass können Sie HIER einen ergänzenden Kommentar zur Inszenierung lesen.
 
Presse:

„Gott“ des Bestsellerautors Ferdinand von Schirach erlebte im Deutsch-Sorbischen Volkstheater seine mit starkem Beifall aufgenommene Bautzener Premiere. Es geht um das Thema Sterbehilfe und Selbstbestimmung. ... Die Zuschauer haben während der zweistündigen Aufführung gründlich Gelegenheit, strittige Positionen zu prüfen, Argumente abzuklopfen, rhetorische Tricks zu durchschauen – und sich eine eigene Meinung zu bilden. Wie schon im Drama „Terror“ bezieht Schirach die Besucher in die Auseinandersetzung ein, lässt sie am Ende abstimmen. Die Figuren sind in erster Linie Thesenträger, haben viel zu reden und wenig zu spielen. Bautzens Intendant Lutz Hillmann inszeniert Ausbrüche, heftige Rededuelle, lässt Kerngedanken in Mikrofone sprechen. Ausstatterin Katharina Lorenz kleidet die Streitenden in Kostüme, die deren Charakter und Mentalität unterstreichen. ... Ensemblestar Ralph Hensel spielt facettenreich den sterbewilligen Richard Gärtner. ... Torsten Schlosser gibt den selbstverliebten Anwalt. Er umkreist die Sachverständigen, geht sie persönlich an, würzt die Polemik ironisch. Und fragt schließlich im Plädoyer: Wem gehört unser Leben und Sterben? „Wem, wenn nicht uns?“
Rainer Kasselt, Sächsische Zeitung

Ralph Hensel hat nicht viel Text, aber spielt diesen kargen Alten mit Bravour ... Torsten Schlosser als Rechtsanwalt Biegler meistert die Duelle mit den Kontrahenten. ... Einige dieser Duelle haben großes philosophisches Format, vor allem das letzte mit Erik Dolata als Bischof Thiel. Es wird (wie im Film, aber emotionaler) von beiden wendungsreich ausgespielt. Aber auch die kühlen wie schlauen Damen als Sachverständige – also Fiona Piekarek-Jung als Dr. Keller, Maja Adler als Prof. Litten und Petra-Maria Wenzel als Prof. Sperling, die Ethikrat, Recht und Medizin auf höchster Ebene vertreten – leisten in diesem Verbalthriller punktgenau Erstaunliches. Regisseur Hillmann lässt den trockenen, aber ausgebufften Text von Schirachs, der keine Bösewichte kennt und keine Haltung anprangert, in grauer Kulisse und jetzigen Kostümen (Ausstattung: Katharina Lorenz) pur, also ohne Musik und fast ohne Lichtstimmungen bei leichtem Saallicht wirken. Und er kann sich auf Alexander Höchst als Vorsitzenden und Moderator verlassen, der zum Schluss dem Publikum die entscheidende Frage stellt.
Andreas Herrmann, Dresdner Neueste Nachrichten


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