Witaj & Theater

Das Deutsch-Sorbische Volkstheater Bautzen hat sich seinen Namen zur Maxime gemacht und bietet seit mehreren Jahren – neben sorbischen und deutschen – regelmäßig auch zweisprachige Inszenierungen an und das für alle Generationen.

Unter anderem wurde im Jahr 2005 die Inszenierung „Zgubjone a namakane: Ein Herz und andere Dinge“ von Rike Reiniger in niedersorbisch/wendischer und deutscher Sprache aufgeführt, später unter dem Titel „Zhubjene a namakane“ auch in obersorbisch-deutscher Variante. Es war zugleich das erste Projekt, welches man mit dem Witaj-Sprachzentrum gemeinsam auf die Beine stellte. Gemäß dem Witaj-Gedanken werden in dieser Inszenierung Kinder spielerisch an die sorbische Sprache herangeführt, sie werden mit Spannung und Witz unterhalten und mit einer Geschichte um Freundschaft und Liebe begeistert.

„Was für eine Unordnung“, sagt Judit auf Sorbisch, denn das ist ihre Muttersprache, als sie August an einem Ort erblickt, wo alles chaotisch durcheinander liegt. „Was?“, fragt August, der deutsche Junge, auf Deutsch, aber sofort fallen ihm ein paar sorbische Wörter ein, die er einmal gelernt hat. Und Judit hilft ihm sofort beim Aufräumen. Haben sie sich vielleicht verliebt? Das Mädchen baut ein Fundbüro auf – und alles, was sonst in den Mülleimer gewandert wäre, kann hier abgegeben werden. Beiden gelingt es – spielend – Ordnung zu schaffen. Dabei musste Judit nicht ein fremdes Wörtchen sagen und August hat ganz nebenbei eine Menge sorbischer Wörter gelernt. Kein Wunder, dass man dabei auch noch sein Herz verliert!
Mittlerweile wurde das Stück auch in seiner obersorbisch-deutschen Variante gespielt und wird heute noch vornehmlich vor Grundschulkindern gezeigt.

Eine weitere Inszenierung in Richtung Zusammenführung der Kulturen ist die „BautzenBallade“ von Michael Lorenz, die seit 2006 aufgeführt wird und sich einen Namen als beliebtes Programm vor Touristen gemacht hat.

„Die BautzenBallade“ verbindet Wissenswertes über die Spreestadt und die Oberlausitz mit Witz und Wirkung, Deutsch und Sorbisch werden zu einem kurzweiligen Theatererlebnis. SIE, die Touristin, trifft auf IHN, den Bautzener, der seine beiden Puppen, Tausendschön und Wassermann ins Spiel bringt. Ihre von zwei Schauspielern und zwei Puppen dargestellte Auseinandersetzung gipfelt in der gemeinsam gesungenen Bautzen-Hymne ( Musik: Tasso Schille Text: Michael Lorenz), die so beginnt:
Bautzen, mein Bautzen, Stadt an der Spree,
Schönste im Lande, wohin ich auch seh!
Hauptstadt des Mittelstands und der Kultur!
Was andre gern wären, bist du von Natur!

Eine weitere Errungenschaft unter den zweisprachigen interkulturellen Theatererlebnissen ist das Puppenstück für die jüngsten Zuschauer:
„Stellaluna – mały njetopyr/Stellaluna – die kleine Fledermaus“, welche im Oktober 2011 zur Premiere kam. Die kleine Fledermaus Stellaluna ist vom Himmel gefallen, mitten in ein Spatzennest hinein. Wie merkwürdig, die Vogelmama füttert ihre Spatzen mit Regenwürmern, wo man doch nur Pflanzen essen darf und die Spatzen kuscheln sich zum Schlafen im Nest aneinander, während Stellaluna gelernt hat, dass man sich zum Schlafen an einen Ast hängt und mit dem Kopf nach unten schaukelt und vor allem muss man am Tag schlafen und nachts herum fliegen. Die Spatzenkinder schlafen aber nachts und zwitschern am Tag fröhlich herum. Irgendwie scheint die Welt verdreht zu sein, obwohl alle Kinder sind und gerne spielen und fliegen und Quatsch machen.

Stellaluna spricht sorbisch, sie zeigt den Spatzen wie man im Hängen schläft und die deutsch sprechenden Spatzenkinder lernen auch viele neue Worte von ihr und zeigen Stellaluna wie man in den Sonnenschein fliegt.
Das Leben wird spannend, wenn es soviel Neues zu entdecken gibt, jeder lernt vom anderen und als Stellaluna eines nachts ihre Fledermausmama wiederfindet, bleiben alle wie sie sind und werden doch Freunde.

In der Spielzeit 2015/2016 gesellt sich zu diesen sprachfördernden Inszenierungen eine weitere: Ferkel, hunčo a prosetko. Mit dieser Inszenierung wagt das Theater einen weiteren qualitativen Schritt nach vorn, denn das Stück handelt in drei Sprachen – deutsch, obersorbisch und niedersorbisch/wendisch. Erzählt wird die bekannte Geschichte der drei Schweinchen, die sich gegen den bösen Wolf zu verteidigen bzw. schützen lernen. Im Gegensatz aber zum Kinderbuch, in dem es um das gemeinsame stabile Haus geht, wird auf der Puppenbühne eher die gegenseitige Kommunikation und das sich Verbünden der drei Kulturen in den Mittelpunkt gestellt.

Neben diesen zwei- bzw. mehrsprachigen Stücken flogen in der Vergangenheit auch die Biene Ritka und die Hummel Hana zu den sorbischen und sorbisch-lernenden Kindern in die Kindergärten und Grundschulen der Ober- und Niederlausitz. Zunächst im Jahr 2012 mit der Geschichte „Tśmjelojc Hana ma njegluku“ (Hummel Hana verunglückt) in niedersorbisch/wendischer Sprache, später in obersorbisch als „Čmjeła Hana znjezboži“.

In der weiteren Folge „Tśmjelojc Hana namakajo pśijaśela“/„Čmjeła Hana namaka přećela“ stellte die Hummel Hana 2014 und 2015 den Kindern ihren neuen Freund, den Pinguin Kurt vor. Auch diese Reihe wurde vom Witaj-Sprachzentrum mit pädagogischem Begleitmaterial unsterstützt und da es sich um eine interaktives Stück von Mirko Brankatschk handelt, war und ist es wie geschaffen für Kinder, die die sorbische Sprache erlernen.

Mit diesen Beispielen ist das Theater Vorreiter in einer Region, in der es um die Verständigung und Verbindung zweier Kulturen geht – und natürlich wird auch dieses Angebot ständig erweitert werden, denn man wächst ja bekanntlich mit seinen Aufgaben.

Sie interessieren sich für die sorbische Sprache?

Dann haben wir jede Menge zweisprachige Angebote zum Reinhören und Reinschnuppern. Diese können Sie bei uns für Veranstaltungen, Schulklassen, Kindergärten, Reisegruppen oder Feiern buchen!
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Gabriela Korch / Gabriela Korchowa
Disponentin für sorbisches Theater / disponentka za serbske dźiwadło
Telefon: 03591/584-275
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E-Mail: dispo.sorbisch@remove-this.theater-bautzen.de