Ein Volksfeind

Schauspiel von Henrik Ibsen

bearbeitet von Florian Borchmeyer

2 h 35 min, inkl. Pause
Badearzt Dr. Stockmann entdeckt, dass das Heilwasser seines Heimatorts von krankheitserregenden Mikroorganismen durchsetzt ist. Im Interesse der Allgemeinheit will Stockmann den Befund in der Zeitung veröffentlichen und fordert die Stadtverwaltung
auf, die Wasserleitungen umzulegen. Einflussreiche Bürger und Pressevertreter des Ortes sichern ihm Unterstützung zu.
Sein Bruder Peter, der Oberbürgermeister, hält ihm jedoch schwere Bedenken entgegen: Das Verbreiten der Neuigkeit bedrohe die wirtschaftliche Prosperität des Kurortes, die Reparaturen hätten hohe Kosten für die Allgemeinheit zur Folge. Plötzlich beginnt
Stockmanns Rückhalt unter den Entscheidungsträgern der Stadt zu schwinden. Man sät Zweifel an seinem Vorhaben und versucht, die Nachricht vom kontaminierten Wasser zu vertuschen. Stockmann besteht auf Aufklärung und will öffentlich sprechen. Den endgültigen Bruch mit seinem Bruder und das Risiko der vollständigen persönlichen Ausgrenzung nimmt er in Kauf. Es geht ihm längst nicht mehr nur um das verschmutzte Heilbad: Seine Zielscheibe ist die Gesellschaft als Ganzes.
Ibsens Drama bewegt sich auf dem schmalen Grat zwischen Aufklärung und Fanatismus. Welche Chance hat die Wahrheit in einer durchökonomisierten Gesellschaft? (Text: Florian Borchmeyer, Schaubühne Berlin).

Die Bühnenfassung von Florian Borchmeyer holt das Stück geschickt in die Gegenwart und bietet so den Stoff für einen spannenden, brisanten Theaterabend.

Inszenierung

Regie:
Ausstattung: Juan Leon
Dramaturgie:
Premiere: 28. April 2023, großes Haus

Termine

24.05.2024 um 20:00 Uhr Leipzig Schauspiel

Rollen

Dr. Stockmann:
Katharina Stockmann:
Peter Stockmann:
Aslaksen:
Hovstad:
Billing:
Morten Kiil:
Solberg:
Presse:

... Starker Beifall für die Premiere des Schauspiels „Ein Volksfeind“ ... Das Umweltdrama, uraufgeführt 1883, ist in Zeiten des Klimawandels brandaktuell.
Regisseur Stefan Wolfram verwendet für seine Inszenierung die erfolgreiche Fassung der Schaubühne Berlin in einer Bearbeitung von Florian Borchmeyer. Auf Juan Leòns praktikabler Bühne mit verschiebbaren wasserfarbenen Wänden entwickelt sich ein spannungsreiches Spiel. Im Hause des lebensfrohen Badearztes wird gern gegessen und getrunken, vor allem Musik gemacht. Er und seine Freunde haben eine Band gegründet und spielen mit Leidenschaft Songs von David Bowie, Leonard Cohen und Sting. Chef der Truppe, die wesentlich zum Gelingen des knapp dreistündigen Abends beiträgt, ist der musikalische Tausendsassa István Kobjela.
Die vierköpfige Band ist hausbesetzt. Larissa Ruppert, die als Frau des Arztes hundertprozentig an seiner Seite steht, hat eigens für das Stück Schlagzeug gelernt. Das Ensemble ist jung besetzt. Marian Bulang spielt den Arzt temperamentvoll, der Wahrheit verpflichtet, nicht dem Kompromiss. Alexander Höchst gibt den Bürgermeister jovial, korrekt und entschieden, die Karriere fest im Blick. Die Figuren sind weniger Individuen als Thesenträger. Die widersprüchlichste Figur gestaltet Niklas Krajewski. Sein biegsamer Redakteur Hovstad will anfangs die Welt verbessern, zeigt allerdings genau null Rückgrat, als sich die Winde drehen.
Ein anregender, politischer Abend, der für Gesprächsstoff sorgt und die Zerrissenheit der Gesellschaft ungeschminkt spiegelt. Eine Inszenierung, die sich vom Bruderzwist zum Lehrstück über Demokratie und Kapitalismus weitet.
Rainer Kasselt, Sächsische Zeitung

 


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