Über 50 Jahre Sorbisches Kindertheater
Im April 1965 hob sich für die jungen Darsteller der Sorbischen Laienspielgruppe Bautzen zum ersten Mal der Vorhang. An der Seite Erwachsener wirkten sie im Märchen „Der Sturm und der Sonnenstrahl“ in stummen Rollen mit, was sich jedoch bereits ein Jahr später in der zweiten Inszenierung „Das Bienchen Lenka“ änderte. Das Kindertheater blieb vorerst Teil der Bautzener Laienspielgruppe. Im Jahre 1968 wurde ihm der Titel Sorbisches Pioniertheater (SPDź) verliehen. Seit Beginn der neunziger Jahre kennen wir es als Sorbisches Kindertheater. Es befand sich bis 1986 in Trägerschaft des Domowina-Verlages. Danach wurde es dem Deutsch-Sorbischen Volkstheater angegliedert, was sich als wesentlicher Schritt für die weitere Existenz des Sorbischen Kindertheaters erwies.
Die jungen Darsteller waren Schüler der Sorbischen polytechnischen Oberschule Bautzen. Für sie hieß, es einmal in der Woche zwei Stunden üben. Erst nach 30 bis 40 solcher Proben (mitunter auch mehr) konnten sie ihre schauspielerische Leistung öffentlich zeigen. Gespielt wurde im Haus der Sorben in Bautzen, aber auch in den Dörfern der Ober- und Niederlausitz. Mehrere Teilnahmen an Arbeiterfestspielen sowie Gastauftritte in Tschechien und Polen gestalteten sich zu Höhepunkten. Neben der programmatischen Idee, vor allem für Kinder der zweisprachigen Lausitz zu spielen, standen die sorbische Sprache und der künstlerische Anspruch im Mittelpunkt der Tätigkeit. Sowohl die erste Regisseurin, Lenka Cmuntová aus Prag, als auch alle weiteren künstlerischen Leiter wie Hanka Mikanowa, Benedikt Dyrlich, Jan Mahr und Petra Bulang-Wenzel blieben dieser Verpflichtung treu. Die Entwicklung sorbischer Kinderstücke bildete ebenfalls einen programmatischen Schwerpunkt des SPDź. Unter den 29 Inszenierungen befinden sich 13 originale sorbische Werke.
Im Jahre 1979 wurde am SPDź das Sorbische Jugendtheater gegründet. In der Regie von Křesćan Bart gelangten „Das Gespenst Pucherfuk“ und „Das Tierhäuschen“ zur Aufführung. Beide Inszenierungen fanden beim Publikum großen Anklang.Auch heute kommen die Darsteller aus den sorbischen Schulen Bautzens, teilweise aber auch aus sorbischen Schulen auf dem Lande. Im Laufe von fünfzig Jahren haben mehrere Generationen das Sorbische Kindertheater durchlaufen. Unzählige Erinnerungen sind mit ihm verbunden. Vielen ehemaligen Mitgliedern gilt es als unentbehrlicher Teil der Kinder- und Jugendzeit. Es steht für Erfahrung und Bereicherung, die Spuren im weiteren Leben hinterlassen haben. Im Laufe von fünf Jahrzehnten wurden neben einigen Programmen der kleinen Form 29 Inszenierungen einstudiert; ca. 75.000 Zuschauer besuchten an die 500 Vorstellungen. Auf solch eine Bilanz kann zu Recht jedes ehemalige und jetzige Mitglied stolz sein.
Was die ehemalige Leiterin Kata Mahling anlässlich des 20jährigen Bestehens des SPDź feststellte, gilt auch für die Zukunft: „Theater spielen ist harte Arbeit. Je einfacher es dem Zuschauer erscheint, desto komplizierter ist es. Talent und Disziplin sind sehr wichtig – und die sorbische Sprache!“ Hinzugefügt sei, dass Theater natürlich auch Freude bereitet. Daraus erwächst Hoffnung auf ein weiteres erfolgreiches Wirken des Sorbischen Kindertheaters!
Inscenacije Serbskeho dźěćaceho dźiwadła / Inszenierungen des Sorbischen Kindertheaters
Premjery / Premieren
Wichor a słónčna pruha (Marja Kubašec) / Der Sturm und der Sonnenstrahl 10.04.1965
Pčołka Leńka (Zděnka Horynová) / Das Bienchen Lenka 23.03.1966
Tři mjedwjedźatka (Miroslav Disman) / Die drei Bärenkinder 22.03.1968
Młody baćon (Michail Pinčewskij) / Der junge Storch 13.12.1969
Třo musketěrojo (R. Kac, E. Sazonow) / Die drei Musketiere 30.03.1971
Sněholinka, sydom palčikow a zwěrjatka (František Hrubin) /
Schneewittchen, die sieben Zwerge und die Tiere 19.04.1972
Doktor Bolito a bandića (Wadim Korostyljow) / Doktor Bolito und die Banditen 26.03.1974
Honače pjerja (Jan Wornar) / Die Hahnenfedern 21.05.1975
Pruwowanja čerta Bělika (Zděnka Horynová) / Die Prüfungen des Teufels Bělik 25.04.1977
Mały Herakles (Aleksej Losew) / Der kleine Herakles 13.12.1978
Klinčata lipka (Jan Wornar) / Die klingende Linde 15.04.1980
Měšćanscy muzikanća (Oldřich Daněk) / Die Stadtmusikanten 16.04.1982
W złotym hrodźe (Marja Kubašec) / Im goldenen Schloss 24.04.1984
Hrajka z hribami abo Stawizny z křinje / Das Spiel mit den Pilzen oder Geschichten aus der Truhe 18.06.1987
(Benedikt Dyrlich, Michał Nawka, Pětr Malink, Dragomira Pražakowa)
Parlički wódneho muža (Hańža Bjeńšowa, Benedikt Dyrlich) / Die Perlen des Wassermannes 27.09.1988
Fajeripl Mirosław (Gerat Libš, Jan Cyž, Simona Bartowa) / Schornsteinfeger Mirosław 12.06.1990
Pokradnjene cyble (Maria Clara Machado) / Die gestohlenen Zwiebeln 23.06.1992
Drasty ze žołteho płatu/Zatrašna rubježna bobrija (Jan Wornar /Ilse Bintig) 14.12.1993
Kleider aus gelbem Stoff / Eine richtige Räuberbande
Běše pak něhdy ... (Werner Schulte) / Es war einmal ... 09.05.1995
Zhubjene huslički (Jan Wornar) / Die verlorene Geige 03.06.1997
Wichor a słónčna pruha (Marja Kubašec) / Der Sturm und der Sonnenstrahl 10.11.1998
Kuzłarski kłobuk (Jěwa-Marja Čornakec) / Der Zauberhut 23.05.2000
Florian a dešćikowe šerjenje (Peter Klusen) / Florian und das Regengespenst 04.09.2002
Kuzłarski zawk (Peter Klusen) / Das Zauberkissen 06.10.2004
Parlički wódneho muža (Hańža Bjeńšowa, Bendikt Dyrlich, John Petrik) / Die Perlen des Wassermannes 06.12.2006
Šula šerjenjow (Marie Hrbáčová, John Petrik) / Die Schule der Gespenster 11.03.2009
Artur a Čorny ryćer (Peter Dehler) / Arthur und der schwarze Ritter 23.03.2011
Njeposłušna princesna a sydom rubježnikow (Marie Hrbáčová) /
Die ungehorsame Prinzessin und die sieben Räuber 13.03.2013
W putach Čorneho pana (Lubina Hajduk-Veljkovićowa) / Im Bann des Schwarzen Pan 04.03.2015
Zrudny princ (Ingrid Hustetowa) / Der traurige Prinz 01.02.2017
Mały Muk (Stephan Müller) / Der kleine Muck 20.03.2019
KUS hinak – MAŁE WAMPIRY (Andreas Galk) / Ein BISSchen anders – KLEINE VAMPIRE 25.05.2022
Mjeńše inscenacije (mj. dr.) / Kleinere Inszenierungen (u. a.)
Kabaretny program / Kabarettprogramm 1967
Rjadowniska kniha (Hańža Bjeńšowa) / Das Klassenbuch 1967
Programy małeje formy / Programme der kleinen Form 1973
Palčikojo w krawcowni (Marja Kubašec) / Die Zwerge in der Schneiderei 1974
Póstniska rejka (Marja Kubašec) / Faschingstanz 1976
Kokoški (klankohra) / Die Hühner (Puppenspiel) 1977
Kak je Mato kralownu přelesćił (Josef Mlejnek) / Wie Mato die Königin überlistete 1986
Wuznamjenjenja (mj. dr.) / Auszeichnungen (u. a.)
Statne myto za ludowe wuměłstwo (1967) / Staatspreis für künstlerisches Volksschaffen
Złota medalja Dźěłaćerskich swjedźenskich hrow (1968, 1970 a 1976) / Goldmedaille der Arbeiterfestspiele
Złota medalja Festiwala serbskeje kultury (1968, 1972 ,1976 a 1985) / Goldmedaille des Festivals der sorbischen Kultur
Wurjadny ludowuměłski kolektiw (1970, 1973 a 1976) / Hervorragendes Volkskunstkollektiv
Wuměłske myto Domowiny (1971) / Kunstpreis der Domowina
Złota medalja Festiwala dźěćaceho dźiwadła juhočěskeho wobwoda Česke Budějovice w Kaplicy (1973) / Goldmedaille des Festivals der südtschechischen Kindertheater in Kaplice (Bezirk Česke Budějovice)
Myto Jakuba Barta-Ćišinskeho (1976) / Ćišinski-Preis / Myto Domowiny za dorost (2007) / Nachwuchspreis der Domowina
KUS hinak – MAŁE WAMPIRY
von Andreas Galk, übersetzt von Dorothea Scholze
Premiere: 25. Mai 2022, Burgtheater
Anouk, ein Mädchen von etwa 12 Jahren, lebt in einem abgeschiedenen Kaff und langweilt sich schrecklich. Da trifft es sich gut, dass in der Nachbarschaft eine Mutter mit ihrer Tochter eingezogen ist. So hätte man wenigstens jemanden zum Spielen. Aber dieses Mädchen ist etwas seltsam, komisch gekleidet und heißt Kimba! Zudem ist sie ein rechtes Plappermaul, zudringlich und eine Nervensäge. In ihrem Zimmer gibt es keinerlei Möbel, außer einer Kiste an der Wand. Als Anouk schließlich feststellt, dass Kimba kein Spiegelbild hat und Knoblauch verabscheut, wird ihr klar: Kimba ist ein Vampir! Allerdings kein normaler Vampir. Sie will anders sein, so wie die Menschen! Daher lehnt sie Menschenblut ab und will Anouk als Freundin gewinnen. Denn erst die wahre Freundschaft eines Menschen würde sie vom Fluch vampirischen Daseins erlösen!
Kimba hat den festen Willen, ihren Traum wahr werden zu lassen. Dafür jedoch muss Anouk ihre Vorurteile überwinden und Kimba sich der ständigen Attacken ihrer ungeliebten blutrünstigen Cousins, Vampiren alter Schule, erwehren.
Es spielen Schüler und Schülerinnen der Sorbischen Oberschule Ralbitz und des Sorbischen Gymnasiums Bautzen.
Kontakt
Petra-Maria Wenzel
Leiterin des Sorbischen Kindertheaters
Telefon: 03591/584-0
Fax: 03591/584-200